Soziokratie

Ein Weg zur Organisations-Entwicklung

Das Wort Soziokratie wurde von Auguste Comte, dem französischen Philosophen, der auch als Begründer der Soziologie als Wissenschaft gilt, am Beginn des 19. Jahrhunderts geprägt. Comte ging es darum, die Regeln eines sozialen Miteinanders aller Mitglieder einer Gruppe nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu beschreiben. 

Seit 2010 hat sich die Soziokratie unter einer Vielzahl von Markennamen immer schneller verbreitet, z.B. als  “Dynamic Governance”, “Circle Forward” oder “SKM – Soziokratische Kreisorganisations Methode”. Soziokratie ist zum Standard für Entscheidungsstrukturen in Cohousing-Projekten in USA, Kanada und Frankreich geworden, seit 2011 zunehmend auch in Österreich. Moderator:innen und Berater:innen haben auf der Suche nach effektiven Entscheidungsmethoden, die kompatibel mit ihren Disziplinen sind, begonnen, die Soziokratie als Modell ihrer Wahl zu promoten.

Über Soziokratie

Die Soziokratie ist eine effiziente und agile Struktur, die überall verwendet werden kann, wo Menschen gemeinsam etwas bewegen wollen. Sie trägt dazu bei, dass die Arbeit leichter, effizienter und zugleich auch intelligenter und freudvoller geschehen kann.

1. Prinzip: Der Konsent

Entscheidungen werden mit Hilfe von Moderation im Konsent getroffen. Alle Einwände werden gehört und in den Vorschlag integriert. Wenn es keine schwerwiegenden Einwände gibt, dann ist eine Entscheidung gültig.

2. Prinzip: Die Kreisorganisation

Die Organisation verfügt über eine Entscheidungsstruktur, die auf miteinander verbundenen Kreisen aufbaut. Jeder Kreis trifft innerhalb des festgesetzten Rahmens (Domain) autonom seine Entscheidungen.

3. Prinzip: Die doppelte Verknüpfung

Jeder Kreis ist mit seinem übergeordneten Kreis “doppelt gekoppelt”. Neben der Leitung werden Delegierte gewählt, die im übergeordneten Kreis mitsteuern und berichten.

4. Prinzip: Offene Wahl

Menschen, die Funktionen und Aufgaben übernehmen sollen, werden in einem moderierten Prozess nach offenem Diskurs im Konsent gewählt.

Prinzipien und Haltungen

  • Meinungen können geändert werden, auch Beschlüsse sind flexibel und können später geändert werden, wenn sie nicht mehr dienlich sind.
  • Es geht nicht um perfekte sondern um machbare Lösungen auf Basis der derzeitigen Erkenntnisse und Ressourcen.
  • Entscheidungen haben ein Ablaufdatum, also einen Zeitpunkt, an dem sie überprüft werden und entweder bewusst beibehalten oder verändert werden.
  • Konstruktive Fehlerkultur: Fehler sind wichtige Lernerfahrungen, werden als Entwicklungschancen begriffen und können so offen behandelt werden.
  • „Störungen“ und “Spannungen” werden als Bereicherungen und wichtige Ergänzungen verstanden und bekommen einen guten Platz um weiter bearbeitet zu werden.
  • Hohes Maß an Transparenz: Alle Beteiligten haben Zugang zu den für die Entscheidung notwendigen Informationen.
  • Soziokratie erfordert „sowohl-als-auch“ statt „entweder-oder“
  • Es werden funktionale Hierarchien gebildet, keine Machtstrukturen. “Macht mit, statt Macht über.
  • Jeder Kreis hat die Verantwortung über seinen Prozess zur dynamischen Steuerung: Leiten, Ausführen, Messen.
  • Ziel ist es die kollektive Weisheit zu nutzen, effizient mit unseren Ressourcen umzugehen, um gemeinsame Ziele effektiv zu erreichen.
  • Soziokratie ist eine leere Methode, der Inhalt kommt von den Menschen die sie als Betriebssystem einsetzen, sie kann bei Bedarf für die Anwendung in unterschiedlichen Einsatzbereichen adaptiert und mit anderen Methoden angereichert werden.

Fallbeispiele   https://soziokratiezentrum.org/ueber-soziokratie/fallbeispiele/

„drehst du noch oder kreist du schon?“ an einer Schule

https://soziokratiezentrum.org/pionierprojekt-umgesetzt-erste-oeffentliche-schule-im-deutschsprachigen-raum-hat-soziokratie-umfassend-eingefuehrt/

Wir werden oft gefragt: Wo sind sie denn, diese Organisationen die Soziokratie eingeführt haben und wo es auch wirklich funktioniert? Hier stellen wir euch ein weiteres Pionierprojekt vor.

Die Schuleinheit Rychenberg in Winterthur (Schweiz) hat die vergangenen 3 Jahre den Transformationsprozess hin zu einer umfassenden soziokratischen Organisationsform durchlebt und die Soziokratie durchgehend eingeführt. Dieses Pionierprojekt im Kontext einer öffentlichen Schule mit ca 700 Kindern von Kindergarten bis Oberstufe und ca 75 Lehrpersonen wurde begleitet von Suzanne Käser (Projektleitung) und Anja Ritter, beide zertifizierte Soziokratie Expertinnen. Wir sind beeindruckt vom Mut und Durchhaltewillen der Co-Schulleitung sowie des gesamten Lehrer:innen Teams! Es ist gelungen und wir freuen uns gemeinsam über diese Tatsache. Ein Bericht der Co-Schulleitung zu dieser gelungenen Transformation, wurde im Buch ’Schule 21 macht glücklich’ veröffentlicht. https://education21.ch/de/lm/schule-21-macht-gluecklich Sehr lesenswert.