Zufall und Macht

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Losen? Wie bitte? Wir wollen die Politik doch nicht dem Zufall überlassen!

Natürlich wollen wir nicht die politischen Maßnahmen auslosen. Es geht darum, wer die Entscheidungen treffen darf. Wenn wir Politiker wählen können ist das natürlich viel besser, als wenn wir auf Gedeih und Verderb einer Königin oder einem Diktator ausgeliefert wären. Schon weil solchen Personen ihre Machtfülle gerne zu Kopfe steigt und sie dann nicht gerade zimperlich mit ihren Untergebenen umgehen.

Macht ansammeln? Nein Danke!

Auch in unserer repräsentativen Demokratie ist es möglich, Macht anzusammeln und zwar sogar eine ganze Menge davon. Ganz oben kommt ja in der Regel nur an, wer sich von unten hochgearbeitet hat und dabei Stück für Stück immer mehr Macht angesammelt hat. Aber: Jemand der diesen Weg gegangen ist, wird der sich nicht von seinen Mitbürger:innen entfernen? Wird er nicht ganz andere Erfahrungen gemacht haben als der Bäckereifachverkäufer oder die Zahnärztin? Wird sie sich nicht daran gewöhnen, dass andere die eigenen Entscheidungen schlicht akzeptieren müssen? Es ist sicher sehr schwierig, dabei nicht zunehmend selbstgerecht zu werden.

Und wenn sie Fehler machen?

Politiker, die im Rampenlicht stehen, müssen ständig Entscheidungen treffen. Oft fehlt da sicherlich die nötige Zeit und Expertise, um diese Entscheidungen gut zu treffen. Da in hierarchischen Gesellschaften wie der unseren Entscheidungen von oben durchgesetzt werden gilt das natürlich auch für schlechte Entscheidungen. Aber selbst wenn einfach neue Fakten auftauchen, die eine Kursänderung sinnvoll erscheinen lassen: Wer seine Entscheidungen in der Öffentlichkeit „verantworten“ muss dürfte erhebliche Schwierigkeiten haben, sie zu korrigieren, bei Strafe des Gesichtsverlustes.

Rotation schafft hier Abhilfe. Frischer Wind kann leichter aus einer Sackgasse führen als olle Kamellen. Ein sehr einfaches Verfahren der Auswahl von Amtsträger:innen und Gremien ist das Los. Kein aufwändiger Wahlkampf, keine Stimmauszählung. Auch keine Flunkereien, keine Selbstdarstellung. Kein Vorteil für alte, wohlhabende, gebildete, weiße Männer. Und wer weiß dass der Zufall mit im Spiel war wird auch weniger zu Anmaßung und Selbstüberschätzung neigen.

Die Rotation nimmt die Motivation zur Korruption

Wer hat sich nicht schon gefragt, wer alles auf eine politische Entscheidung Einfluss genommen hat? Und ob hier Geld eine Rolle gespielt hat. Reiche Menschen und große Firmen können sich hauptamtliche Lobbyisten leisten, die ihre Zeit damit verbringen, die Politik zu beeinflussen. Sie bauen Beziehungen zu bestimmten Politiker:innen auf, und einem netten Bekannten tut man eher einen Gefallen als einem Fremden. Das ist menschlich, aber problematisch, wenn viele Menschen von den Entscheidungen betroffen sind. Entscheidungen, die vielleicht überlebenswichtig für die Menschheit sind sind aber vielleicht ungünstig für die reiche Ölindustrie.

Wenn nicht abzusehen ist, wer eine Entscheidung treffen wird, dann ist es auch mit viel Geld schwierig, hier Einfluss aufzubauen. Dann muss man mit Argumenten überzeugen, und es ist viel schwieriger, mit Argumenten Interessen Weniger gegen Viele durchzusetzen. Vor allem natürlich, wenn die Entscheidungsträger:innen zu den Vielen gehören und nicht durch eine gut bezahlte Machtposition langfristig herausgehoben sind.