Von der Antike bis zum heutigen Tag spielten und spielen Losverfahren eine wichtige, aber heutzutage oft unterschätzte, Rolle in Entscheidungsprozessen. Gerade in der heutigen Zeit, die gekennzeichnet ist durch gigantische Herausforderungen für die Menschheit, denen nicht mal im Ansatz adäquate Lösungen gegenüber stehen, besinnen sich einige auf dieses alte Verfahren zurück.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind dabei vielfältig.
Die älteste bekannte Anwendung des Losens in der Politik stammt aus dem antiken Athen.
In der italienischen Stadtrepublik Venedig wurde ein kombiniertes Verfahren aus Los, Wahl und Diskussion eingesetzt, um den Dogen zu bestimmen. Hier kam auch unser Namenspatron, der Ballottino, zum Einsatz. Auch in anderen mittelalterlichen italienischen Städten, vor allem in Florenz, gab es losbasierte Verfahren.
Eine inzwischen recht bekannte moderne Anwendung ist der Bürgerrat. Hier werden Bürger (je nach repräsentativer Größe zwischen 25 bis ca. 240) ausgelost und diskutieren ein Thema. Sie erhalten dabei umfangreiche Informationen, z.B. durch Expert:innen, um sich mit dem Thema vertraut zu machen und Lösungen zu finden.
„Die Politiker machen doch eh was sie wollen“, wer hat diesen oder einen ähnlichen Satz nicht schon gehört oder selbst gedacht? Wie aber wäre es, wenn die Politiker keine Gesetze mehr an den Bürger:innen vorbei beschließen könnten? Wenn zumindest einige zufällig ausgewählte Menschen ihnen auf die Finger schauen würden? Einen Vorschlag, wie das gehen könnte hat die Partei „Demokratie in Bewegung“ in ihrem Programm, eine jeweils neu ausgeloste Bürger:innenkammer könnte jedes beschlossene Gesetz annehmen oder ablehnen.
Das Los lässt sich auf vielfältige Weise mit verschiedenen anderen Auswahlverfahren kombinieren. Ein Beispiel, das venezianische Wahlverfahren, wurde oben schon genannt. Aber es gibt viel mehr und noch viel mehr sind denkbar. Was fällt dir ein? Für welches Problem würdest du das Los als einen Teil der Lösung vorschlagen? Um deine Fantasie ein wenig anzuregen haben wir hier mal ein Schaubild erstellt. Die Steine stellen mögliche Probleme dar, die Blüte zeigt Kombinationsmöglichkeiten, die Blätter zeigen, was sonst noch zu beachten wäre und die Wolken zeigen dir einige mögliche Ämter und Aufgaben, die man angehen könnte