Erwägung

Erwägungsorientierte Pyramidendiskussion

Einleitung:

Abwägen ist nichts Neues, sondern aus dem Alltag, auch dem wissenschaftlichen Arbeiten, den Menschen bekannt. Hier wie dort stellen uns Fragen und Probleme vor die Aufgabe zu erwägen, d.h. verschiedene Möglichkeiten zu durchdenken.

abwägen, lt. deliberare

Deliberation beschreibt eine auf den Austausch von Argumenten angelegte Form der Entscheidungsfindung unter Gleichberechtigten. Das bessere Argument und nicht die Mehrheitsabstimmung soll die Entscheidung prägen und zu besseren Entschlüssen führen, weil- im Idealfall- alle Argumente gegeneinander abgewogen werden und eine Einigung auf die „beste“ Lösung möglich ist.

Das Konzept der Deliberation basiert u.a. auf der Diskurstheorie des Sozialphilosophen Jürgen Habermas (Theorie des kommunikativen Handelns, 1981)

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

Prinzip:

Das Konzept einer Erwägungsorientierung zielt auf klärungsorientierte Auseinandersetzungen, in denen jeweils zu erwägenden Alternativen eine besondere Rolle beigemessen wird. Das Denken in Möglichkeiten und nicht das Durchsetzen von Lösungen ist die Grundhaltung.

Geschichte:

An der Universität Paderborn gründete sich Ende der 1980er Jahre die Forschergruppe Erwägungskultur.

Ihr Ziel ist, einen erwägenden Umgang mit Vielfalt zu erforschen und zu fördern. Durch die interdisziplinäre Zeitschrift „Erwägen Wissen Ethik“ (EWE) wurde dieser Ansatz international bekannt. Zur Forschergruppe gehörten damals Frank Benseler, Bettina Blanck, Rainer Greshoff und Werner Loh.

In den 1990er Jahren bildete sich, ein noch heute aktiver und inzwischen erweiterter interdisziplinärer Kreis von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die das Konzept einer Erwägungsorientierung in Forschung, Lehre und Praxis diskutieren und weiterentwickeln.

Quelle: Schmidt Christiane (2013), Erwägungsorientierte Pxramidendiskussion, 2. Abschnitt , Wikipedia

Hier entstand als Werkzeug die erwägungsorientierte Pyramidendiskussion

Das Ziel ist die Integration jeweils zu erwägender Aspekte bei den Teilnehmern. Dabei steht die systematische Reflexion der Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Mittelpunkt. Die Methode der erwägungsorientierten Pyramidendiskussion unterstützt einen Prozess, von der Subjektivität (Individualität) hin zur Objektivität (aus wissenschaftl. Sicht)

Eine positive Herausforderung für die Teilnehmer ist nach jeder Stufe der Wechsel von der einschränkenden Lösungsposition hin zum Öffnen neuer Erwägungen.

Wenn ein Konsens gefunden wird, ist er begründbar und kann somit verteidigt werden. Das schließt nicht integrierbare Aspekte in die Begründung mit ein.

Es gibt keinen Einigungszwang.

Wenn kein Konsens gefunden wird, ist das auch ein Ergebnis.

Verlauf:

Zu Beginn erarbeiten die Teilnehmer schriftlich jeder für sich ein „Positionspapier“. Ab der 2. Stufe werden Untergruppen gebildet, in denen die Teilnehmer sich paarweise zur Bearbeitung der Positionen zusammenschließen.

In jeder Stufe verdoppelt sich die Anzahl der Erwägenden, bis in der letzten Stufe alle Teilnehmer zusammenkommen. Dieser Sachverhalt soll in der Grafik auch durch die größer werdenden Kreise dargestellt werden.

In jeder Stufe werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Argumente herausgearbeitet und untersucht, so dass sich die gewählte Lösung angesichts der Alternative gut begründen lässt. Diese Bearbeitung der Alternativen und das zustande gekommene Ergebnis wird schriftlich festgehalten.

Mit wie vielen Teilnehmenden man eine Pyramidendiskussion durchführen möchte, hängt sicherlich wesentlich vom Thema und den Zeitressourcen ab. Eine Möglichkeit auch mit größeren Gruppen eine Pyramidendiskussion durchzuführen besteht darin, Untergruppen zu bilden, also etwa 3 achter-pyramiden in einer Gesamtgruppe bei 24 Teilnehmenden.

Die Diskussion kann online-, offline- oder in einer Mischform durchgeführt werden.

Quelle: Bettina Blanck, Mai 2005

zur Graphik:

Die Gestalt der Pyramide habe ich aus der Quelle Schmidt Christiane (2013) entnommen.

Erwägungsorientierte Pyramidendiskussion. Eine Methode für die Auswertung qualitativer Interviews im Team.

Die Buchstaben für die Teilnehmer werden in Farben umgewandelt, um die Vielfalt der Aspekte zu verdeutlichen und das Plakat bunter zu gestalten.

Die Farben der Kreise sollen am Anfang der Diskussion die Teilnehmer mit ihren jeweiligen Argumenten symbolisieren. Im Verlauf der Diskussion können weitere Farben hinzukommen, welche die durch Hinterfragen und Reflektieren, entdeckten weiteren Aspekte symbolisieren. Die Farbtafeln außerhalb der Kreise stellen die nicht integrierbaren Aspekte dar.

Die Vielfalt der Begründungen wird durch die größer werdenden Kreise symbolisiert.

Das Bild der nach Oben schlanker werdenden Pyramide soll keinen beschleunigten Vorgang der

Meinungsfindung vortäuschen. Vielmehr ist durch das Erwägen (Reflektieren, Hinterfragen und Vergleichen) von Vielfalt ein Entschleunigungsfaktor gegeben, der die Tiefe der Argumentationskette ermöglicht.

Reflexion (lt.Duden) bedeutet ° das prüfende/tiefe Nachdenken“ oder „das Widerspiegeln“.

Lat. reflectere: zurückbeugen, drehen, umkehren, wenden.